Goethes Opa

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Weimar, „Der Erlkönig“, „Faust“ … Ein paar Schlagworte und sofort ist klar, um wen es geht: Goethe. Wobei… Nicht ganz. Als der von Frau Jödicke geleitete Deutsch eA-Kurs der elften Klasse vor den Herbstferien des letzten Jahres mit ihr einen Vortrag im Corbach Club besuchte, sollte es sich ausnahmsweise nicht direkt um den deutschen Ausnahmedichter Johann Wolfgang handeln, sondern um Friedrich Georg – Goethes Großvater.

Während im Unterricht normalerweise nur Goethes Leben, Schaffen und natürlich seine literarischen Werke behandelt werden, wohnten die Jugendlichen an diesem Tag einem Vortrag zu einem etwas anderen Aspekt seiner Person bei: Seiner Familiengeschichte. Vorgestellt von Barbara Heuchel, die sich gemeinsam mit ihrer Kollegschaft mit Goethe und seiner Familiengeschichte auseinandersetzt, tauchten sie ein in die Vergangenheit der Familie Goethe.

Oder auch: Göthe. Denn so hieß der 1657 in Kannawurf getaufte Friedrich Georg, dessen Vater dem uns nahen Berka entstammte und eine Hufschmiede betrieb, deren Gebäude in der Harzstraße 10 heute noch immer existiert. In seiner Kindheit, die er mit seinen fünf Geschwistern verbrachte und nachdem die Familie nach Artern umgesiedelt war, besuchte er dort die Lateinschule. Hier widmete er sich dem Studium zahlreicher Fächer, bevor er 1672 für zwei Jahre eine Ausbildung zum Schneider machte – Passion und Talent seinerseits, wie sich zeigen sollte.
Am Ende seiner “Walz”, einer zu damaligen Zeiten üblichen monate-, manchmal (wie auch bei Friedrich) jahrelangen Reise durch die Heimat, während die jungen Handwerker sich bei fremden Meistern noch weiteres Wissen aneignen sollten, landete er fernab seines Zuhauses in Frankreich. In Lyon – dem damaligen Zentrum der Seidenherstellung und -weiterverarbeitung – arbeitete er schließlich einige Jahre in den dortigen Manufakturen und Schneidereien, bevor er 1685 durch das Edikt von Fontainebleau, wie alle anderen u. a. Protestanten, daraus vertrieben wird und schließlich in Frankfurt einen Meistertitel sowie den Status eines Bürgers erhält. Aus seiner entstandenen Liebe zu Frankreich heraus nannte er sich aber fortan “Göthé”, damit sein Name im Französischen einen verbesserten Klang erhält.
Als damalig gefragter Schneider und “Karl Lagerfeld” des 17. und frühen 18. Jahrhunderts arbeitete er sich in die höchste Steuerklasse vor und heiratete 1705 zum zweiten Mal – Cornelia Walter, deren Gasthof “Weidenhof” er übernahm und eine “florierende Weinhandlung” aufbaute. 1730 starb Göthé und hinterlässt seinen einzig überlebenden Sohn aus zweiter Ehe, Johann Kaspar, der den Familiennamen später in das lateinische “Goethe” ändern ließ und der Vater einer der berühmtesten deutschen Dichter werden sollte.

Frau Heuchel findet: Auch Goethes Vorfahren verdienen mehr Aufmerksamkeit. Und dank ihres interessanten Vortrages erhielten sie diese von den Jugendlichen aus Frau Jödickes Deutschkurs auch – und bedankt sich noch nachträglich für diese informative Vorstellung!

Weitere Informationen gibt es auch hier!

Euer Ron

Quelle: “Die erstaunliche Lebensgeschichte des Friedrich Georg von Göthé – dem Großvater von Johann Wolfgang von Goethe väterlicherseits”, Broschüre von Edith Baars, 2021.

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