Selbstbewusstsein, Style und ein Hauch von Witz – Frau Görg ist eine Frau von heute. Doch nicht nur eine Frau, auch eine Lehrerin und Mutter. Ich habe mit ihr über all das gesprochen…
Frau Görg muss ein wenig überlegen, bevor sie mir die Frage nach ihrer eigenen Schulzeit beantworten kann. Sie sei so anders gewesen als heute, meint sie. Samstagsunterricht, natürlich viel analoger als heute… Doch ihr fiele nichts Negatives ein, berichtet sie mir. Im Gegenteil, sie sei so gern in die Schule gegangen, dass bereits seit der ersten Klasse der Wunsch bei ihr bestand, selbst Lehrerin zu werden. Natürlich für ihr Lieblingsfach Englisch – wobei sie auch Sport und Musik in der Schule sehr gern gehabt habe. Alles außer Zeichnen, erzählt sie mir mit einem Schmunzeln, „aber nur, weil ich das nicht gekonnt habe.“ Da sie aber leider ohne abgeschlossene Musikschulprüfung für die Instrumente, die sie spielen konnte, keine Musiklehrerin werden durfte, entschied sie sich kurzerhand außer für Englisch stattdessen noch für Russisch.
„Wenn ich meinen Beruf nicht gern machen würde, wäre ich eine schlechte Lehrerin.” Frau Görg macht ihr Job Spaß und deshalb hätte sie es nie bereut, diesen Karriereweg eingeschlagen zu haben – auch, wenn, wie sie sagt, viele Dinge neben dem Unterrichten heute belastender seien als früher. Sie bedauert, dass sie heute kaum noch Zeit dafür hat, individueller und persönlicher auf ihre Schützlinge einzugehen – denn das sei ihr das Liebste am Beruf: sich mit den Jugendlichen zu unterhalten und auf sie und ihre Sorgen einzugehen. Sie würde sich sehr freuen, wenn das Schulsystem etwas individueller aufgebaut wäre und man, auch am Gymnasium, mehr Zeit für die persönlichen Probleme und Bedürfnisse jeder einzelnen Person hätte. „Würde man die Klassen und Kurse individueller zusammenbasteln, könnte man die Jugendlichen viel besser fördern”, beklagt sie.
Nach der Schule ist Frau Görg eine ziemliche Leseratte, verrät sie mir. Englische und Kriminalliteratur hätten es ihr dabei am meisten angetan. Beim Lesen leistet ihr ihre Katze Gesellschaft, die sie über alles liebt, genauso wie ihren Politik studierenden Sohn, auf den sie zudem noch sehr stolz ist. Und wenn sie gerade nicht mit ihrem Kindle auf der Couch sitzt, geht sie gern mit Freunden und Verwandten spazieren oder besucht Feste und Konzerte.
„Ich bin nicht außergewöhnlich”, erzählt sie mir bescheiden. Sie habe aber einen hohen Anspruch an sich, alle Jugendlichen in ihrem Unterricht fair zu behandeln – und gleichzeitig „alles aus ihnen rauszuholen, was rauszuholen ist”, weshalb sie auch um die wisse, die sie nicht leiden könnten, weil sie zu streng und fordernd sei. Das findet Frau Görg sehr schade, denn auch für sie sei es nicht immer leicht, so streng zu sein und zu bewerten, aber sie wolle die Jugendlichen nicht nur durch den Unterricht drücken, sondern auch auf das Studium und alles, was danach kommt, vorbereiten. Und wenn dann die Jugendlichen nach einigen Jahren wieder auf sie zukämen und ihr für ihre Strenge dankten, dann würde sie stets daran erinnert, dass ihre Form des Unterrichtens die richtige sei.
Frau Görg arbeitet gern in ihrem Beruf, mit ihrem Kollegium – und mit uns. Das merkt man ihr ganz deutlich an.
Die Redaktion bedankt sich herzlich bei ihr für das Interview!
Ron Schlegel