Krieg.
Vor nicht allzu kurzer Zeit noch so weit weg. Wer hätte gedacht, dass er uns noch einmal so schnell so nah kommt? Krieg mitten in Europa. Vielleicht verfolgst Du die Situation schon von Anfang an, bist sogar persönlich davon betroffen oder es gibt bei Dir zu Hause einfach kein anderes Thema mehr.
Die Gedanken der Jugendlichen könnten kaum unterschiedlicher sein: Während in den höheren Klassen von Erschrecken und Sorgen die Rede ist, verstehen viele Jüngere die Problematik nicht. Für etliche ist die Situation außerdem nicht greifbar genug, um sie ernst zu nehmen – sie machen Witze darüber, erstellen Memes in den sozialen Netzwerken und winken das Thema ab.
Wenn Du Dich jetzt fragst, worum es überhaupt geht und wie man am besten damit umgeht, erfährst Du gleich im Überblick, wer da überhaupt gegen wen kämpft, wie es dazu kam und was das alles jetzt eigentlich für uns bedeutet – das, wovon man in den Medien nichts anderes mehr hört…
Was ist passiert?
Letzte Woche, genauer gesagt am 24. Februar, eröffneten russische Streitkräfte das Feuer gegen die Ukraine. Es soll der Beginn eines Krieges sein, der allein in der bis heute vergangenen Woche bereits etwa 3000 Todesopfer gefordert hat – ukrainische wie russische. Ein Angriffskrieg, wie es ihn in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat. Aber langsam: „Angriffskrieg“, das bedeutet, dass die russischen Truppen die Ukraine angegriffen haben, ohne dass es eine rechtfertigende Aggression von ukrainischer Seite gab. Tatsächlich hat die Ukraine nämlich aus europäischer Sicht nichts verbrochen – außer in die NATO eintreten zu wollen.
Noch so ein komischer Begriff, den Du aber wahrscheinlich schon einmal gehört hast: Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis, dem unter anderem die USA und Deutschland angehören. Es hat in erster Linie die Funktion, den Frieden zu wahren – denn wenn ein NATO-Mitglied angegriffen wird, wird es unbedingt von allen anderen NATO-Staaten verteidigt. Das schreckt vor allem andere Länder ab, mit der NATO Kriege zu führen. Das Problem? Die Ukraine ist nicht in der NATO – und das soll auch so bleiben, wenn es nach Wladimir Putin geht, dem russischen Präsidenten. Er fühlt sich bedroht, wenn zu viele NATO-Staaten an Russland grenzen, weswegen er schon Wochen vor Ausbruch des Krieges Streitkräfte an der ukrainischen Grenze zu Russland stationierte, um sie unter Druck zu setzen.
Mit dem Einfall in die Ukraine verfolgt er aber wahrscheinlich ein ganz anderes Ziel, als von russischen Medien propagiert: Die Wiederherstellung der
Sowjetunion, wie es sie vor 60 Jahren noch gegeben hat, bevor unter anderem die Ukraine ihre Unabhängigkeit erhielt, also nicht mehr zu Russland gehörte, sondern ein sich selbst verwaltender, souveräner Staat wurde. Und solange sie nicht in der NATO ist, wird sie militärisch nicht durch die Streitkräfte anderer Länder gegen die russischen Angriffe unterstützt, denen sie allein unterlegen ist.
Was bedeutet das?
Das Resultat dieses russischen Einmarsches ist ein Krieg, der schon jetzt schwere Folgen für ganz Europa, aber vor allem für die ukrainische Bevölkerung hat. Die russische Artillerie schießt auf alle großen ukrainischen Städte. Die Menschen bringen sich in Bunkern und U-Bahn-Stationen in Sicherheit. Für alle erwachsenen, gesunden Männer gilt eine Wehrpflicht, während die Alten, Frauen und Kinder zu Hunderttausenden aus ihrem Land nach Polen und in die Slowakei fliehen.
Für Russland bedeutet das aber vor allem eins: Konsequenzen.
Vielleicht haben sich Deine Eltern schon mehrfach beschwert, dass das Autofahren so teuer geworden ist? Ja, beides hat etwas miteinander zu tun. Denn politische Konsequenzen sind meistens „Sanktionen“ – also Strafmaßnahmen. Das bedeutet, dass ein Land wie zum Beispiel Deutschland ein anderes Land wirtschaftlich unter Druck setzt, indem es keinen Handel mehr mit ihm treibt oder diesen zumindest erschwert. Die schwersten Sanktionen gegen Russland sind die Einstellung von Gas- und Ölimporten vieler europäischer Länder sowie der Ausschluss aus dem SWIFT-System. Letzterer macht es russischen Banken nahezu unmöglich, Geld an internationale Banken zu schicken oder welches von ihnen zu erhalten. Russland geht es dadurch jetzt wirtschaftlich ziemlich schlecht – und es zeigt sich, was Putin so gefährlich macht: Es geht ihm um sich selbst, nicht um sein Volk. Die russische Bevölkerung demonstriert in diesen Tagen genauso gegen den Krieg, wie es die Menschen in allen anderen Teilen der Welt tun, doch wird sie gewaltsam verhaftet.
Und weiter?
Der Krieg verschärft sich zwar weiter, doch Vertreter Russlands und der Ukraine treffen sich zu Friedensverhandlungen. Die europäischen Länder drücken mit Sanktionen ihren Unmut aus.
Doch was können wir tun? In zahlreichen deutschen Städten finden Demonstrationen und Mahnwachen statt, womit die Menschen Solidarität und Mitgefühl mit der ukrainischen Bevölkerung zeigen. Sach- und Geldspenden werden dringend benötigt, um die Flüchtenden aus der Ukraine zu versorgen – zum Beispiel über unsere Aktion „Schollaner mit ❤“.
In erster Linie gilt aber für uns: Ruhe bewahren und sich und andere nicht in Panik
stürzen. Die Situation betrifft wohl jede Person momentan und wir sollten uns davor hüten, darüber Witze zu machen, bewusst FakeNews zu verbreiten oder unsere russischen Mitmenschen zu verurteilen, die zum Großteil genauso wenig für den Krieg können wie alle anderen.
Passt auf Euch auf, und lenkt Euch auch mal ab. Natürlich möchten viele sich informieren und nicht tatenlos bleiben – doch auch Abschalten ist okay. Nehmt das Thema ernst, aber lasst es nicht Euren Alltag bestimmen.
Die Redaktion wünscht Euch Ruhe und der Welt Frieden!