In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen – am 9. November 2023 fand die (jährliche) Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof in Sondershausen statt – mit der Niederlegung von Blumengebinden durch den Bürgermeister und die Landrätin sowie Schüler und Schülerinnen der Staatlichen Regelschule „Franzberg“ (die 8. Klassen bereiteten ein kleines Programm vor) und des Staatlichen Gymnasiums „Geschwister Scholl“, vertreten durch den Geschichtskurs im erhöhten Anforderungsniveau/Klasse 12.
Im Gegensatz zum Vorgehen bei anderen Ereignissen wollen wir diese Gedenkveranstaltung nicht in einem „sachlichen“ Artikel „berichten“. Selten war der Aktualitätsbezug so erdrückend wie in diesen Tagen. Wir möchten mit Eindrücken und Statements, welche während der Reflexion des Geschichtskurses zur Gedenkveranstaltung formuliert wurden, die Wichtigkeit dieser Erinnerungskultur unterstreichen –
gegen Verdrängung, Vergessen und Verschweigen;
gegen Diskriminierung, Intoleranz und Antisemitismus:
– bedrückend –
“Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, solche Gedenkveranstaltungen wenigstens jährlich abzuhalten, da die Geschichte und der Erhalt jener Orte immer bedeutender werden, damit sich ein Bewusstsein für diese Taten entwickelt und sich eine entschiedene Position gegen menschenfeindliche Weltanschauungen manifestiert. Nur so ist es realisierbar, dass sich das Geschehene nicht wiederholt!“
– bedrückend, inspirierend –
“Es ist sehr wichtig, Gedenkfeiern zu veranstalten, weil die Vergangenheit nie vergessen werden darf. Ich denke, dass in der momentanen Situation, die durch Kriege in der Welt und ansteigende Radikalität in Deutschland geprägt ist, an das Vergangene erinnert werden muss. Diese Art von Gewalt und Hass darf nie wieder in der Welt existieren, weshalb es wichtig ist, mit solchen Gedenkveranstaltungen an die Geschichte zu erinnern und zu visualisieren.“
– friedlich –
“Gedenkfeiern dieser Art verdienen durchaus ihren Platz in der heutigen Gesellschaft, besonders in Bezug auf solche schrecklichen und geschichtsverändernden Ereignisse! Meiner Meinung nach sind diese Veranstaltungen extrem wichtig, sie erinnern an jene Zeiten und bringen die Lehre mit sich, solche Ereignisse nicht erneut geschehen zu lassen. Auch werden die Menschen geehrt, die z.B. der Reichspogromnacht und dem Antisemitismus der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Durch diese Gedenkveranstaltungen werden die Tage in Erinnerung gehalten und es wird zu Respekt aufgerufen, der den Opfern gegeben werden sollte!“
– zum Nachdenken anregend –
“Gedenkveranstaltungen sind aus verschiedenen Gründen wichtig. Sie geben die Möglichkeit, die moralisch verwerflichen Taten aktiv abzulehnen.“
– erinnernd –
“Gedenkveranstaltungen, wie die heutige Erinnerung an die Reichspogromnacht, sind besonders in der aktuellen Zeit wichtig und essentiell für erneute Aufklärung und Erinnerung! Ich finde eine solche Gedenkveranstaltung besonders wichtig, da es auch heutzutage antisemitische Vorfälle gibt. So ein „Event“ bietet somit den Raum und die Möglichkeit zur Aufarbeitung und besonders zur Aufklärung über die grausamen Verbrechen.“
– bewusst machend –
“Ich finde es wichtig, dass Veranstaltungen wie die heutige weiter bestehen, da es der Bewusstmachung der schrecklichen Ereignisse dient. Solche Gedenkveranstaltungen dienen nicht nur dem Gedenken an die Opfer, sondern es wird auch unsere Generation für dieses wichtige Thema sensibilisiert, damit so etwas nie wieder passiert.“
– emotional –
“Meiner Meinung nach ist es gut, dass solche Veranstaltungen, wie die heutige, stattfinden, da sie die Funktion haben, die Bevölkerung aufzuklären und zu belehren. Dadurch können eventuell in Zukunft Verbrechen, wie sie in der Vergangenheit geschehen sind, verhindert werden und man zollt den Opfern eben dieser Verbrechen immer wieder Respekt, sodass sie nie in Vergessenheit geraten.“
– ruhig –
“Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die Opfer, hier insbesondere die jüdischen, mit einer Gedenkveranstaltung zu würdigen. So setzt man ein Statement gegen solche Verbrechen und gedenkt der Unschuldigen, die aufgrund des Antisemitismus den Nazis zum Opfer gefallen sind – mit dem Hintergrund, zukünftig jegliche Taten diesen Ausmaßes zu verhindern!“
– ernst –
„Gedenkveranstaltungen wie diese sind, finde ich, sehr wichtig, damit solche Verbrechen wie die Pogromnacht nicht in Vergessenheit geraten. Zudem helfen sie, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, der Opfer zu gedenken und sich bewusst zu machen, was damals Grausames geschah. Diese Veranstaltungen erfüllen auch eine mahnende Funktion, damit solche Verbrechen nicht wiederholt werden.“
– interessant, viele Besucher, verwittert –
“Noch heute kann man hässlich gekritzelte Hakenkreuze an irgendwelchen Haltestellen oder Bahnhöfen sehen. Vermehrt höre ich außerdem von meinen Freunden außerhalb des Gymnasiums von deren Mitschülern, die sich liebend gern als Nazis bezeichnen. Diese Geschichtsverdrossenheit würde dazu führen, dass sich so etwas wie der Nationalsozialismus wieder entwickeln könnte. Vor allem Juden haben darunter gelitten, weshalb sie es verdienen, dass man sich an all die Ungerechtigkeit erinnert, die ihnen entgegengebracht wurde, sodass wir eine Wiederholung dessen, auch aufgrund von Empathie, niemals zulassen dürfen!“
Der Geschichtskurs-eA (Schuljahr 2023/24)