„Haltung zeigen!“ durch Erinnern, Verstehen, Nichtvergessen – Besuch der Klassenstufe 10 in der Gedenkstätte Andreasstraße

❗️Haltung zeigen ❗️ Klassenfahrten und Exkursionen Politik & (Zeit)Geschichte

Am 17. Juni haben unsere 10. Klassen im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurtbesucht – ein ehemaliges Stasi-Gefängnis mitten in der Stadt. Das Datum war dabei kein Zufall: Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu einem großen Volksaufstand. Tausende Menschen gingen auf die Straße und forderten bessere Lebensbedingungen und mehr Freiheit. Die DDR-Regierung ließ die Proteste brutal niederschlagen. In den DDR-Medien wurde das Ereignis kaum erwähnt – viele erfuhren damals nur durch Westfernsehen oder -radio, was wirklich passiert war.

Die Gedenkstätte zeigt sehr eindrucksvoll, wie das Leben für politische Gefangene damals aussah. Viele von ihnen wurden nur eingesperrt, weil sie anderer Meinung waren als die Regierung oder Kritik geäußert hatten. Der Alltag im Gefängnis war hart: Nur 30 Minuten Freigang am Tag, keine Beschäftigung außerhalb der Zelle, Gruppenduschen – und alles war streng durchorganisiert. Die ganze Haftanstalt war Teil eines großen Überwachungssystems der Stasi.

Am Ende des Besuchs hatten wir die besondere Gelegenheit, mit einem Zeitzeugen zu sprechen: Harald Ippold.

Er erzählte uns von seinem Leben in der DDR, wie er christlich aufgewachsen ist und sich sein Leben lang in der Kirche engagiert hat. Nach der Schule wurde er Fachverkäufer für Lebensmittel und hat 46 Jahre lang in dem Beruf gearbeitet. Als Jugendlicher schrieb er einmal mit Kreide „Es lebe der 17. Juni“ auf die Straße – allein dafür wurde er verhaftet. Bei ihm zu Hause gab es eine Hausdurchsuchung, er wurde verhört und kam schließlich in Untersuchungshaft in der Andreasstraße.

Dort verbrachte er Monate in Isolationshaft – ohne Kontakt zu anderen Menschen. Für ihn war genau das am schlimmsten.

Der Besuch war für uns alle sehr eindrucksvoll. Es ist etwas ganz anderes, diese Geschichte direkt vor Ort zu erleben und sogar mit jemandem zu sprechen, der das alles selbst erlebt hat.

Gerade in einer Zeit, in der Demokratie und Meinungsfreiheit nicht überall selbstverständlich sind, wurde uns bewusst, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und Haltung zu zeigen– damit sich so etwas nicht wiederholt.

Finn-Mathias Grimm

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