Erinnerungsorten eine Stimme geben!

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In Zusammenarbeit mit dem Schlossmuseum Sondershausen und dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.” organisierte Herr Brauer am 16. August 2024 einen Projekttag für die gesamte Klassenstufe 9 rund um das Thema “Kriegsgräber und Kriegerdenkmäler”.

Zunächst stellte Herr Fehnl vom Volksbund seine Organisation vor und half uns in die Thematik hineinzufinden, indem er uns mehrere Bildaufnahmen, Gedenktafeln sowie auch Gegenstände zeigte und gab, die mit dem Schwerpunkt Kriegsgräber und Kriegerdenkmäler im Zusammenhang stehen. Das sollte uns helfen, das breite Spektrum des Themas zu verstehen. 

Im Anschluss begannen beide Klassen mit einer Tour, die – bis auf das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus vor unserem Schulgebäude – jeweils andere Erinnerungsorte in unserer Heimatstadt berücksichtigte. 

Die 9b besichtigte mit der Leiterin des Schlossmuseums und der ehemaligen Schülerin unseres Gymnasiums, Frau Dr. Carolin Schäfer, die Stolpersteine vor der KMG MVZ Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Güntherstraße 57 und erzählte mithilfe einer Broschüre über Kurt Boer, einem gebürtigen Sondershäuser jüdischer Abstammung, der in dem Haus, in der sich die Praxis befindet, lebte und vor diesem seinen Stolperstein erhielt. Er war zum Christentum konvertiert und erfolgreicher Anwalt und Notar. Nichtsdestotrotz wurde er zeitweise in das KZ Buchenwald interniert und später drohte ihm die Deportation in ein Vernichtungslager, woraufhin er sich das Leben nahm.

Beim nächsten Halt besuchte die Gruppe den Jüdischen Friedhof, den die Stadt Sondershausen pflegt und welcher von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen verwaltet wird. Hier erfuhren wir etwas zu Geschichte des Ortes, die sich auch in den wechselvollen Grabgestaltungen widerspiegelt. Einzelne Gräber tragen Eiserne Kreuze und weisen darauf hin, dass dies verstorbenen im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten. 

Die zweite Gruppe, geführt von Herrn Sebastian Fehnl, nahm eine etwas längere Route und lief zum Kriegerdenkmal im Park, in dem ebenfalls der Name eines Verwandten von Kurt Boer, namens Willy Boer, eingraviert ist. Sie besichtigte im Anschluss den Stadtfriedhof, wo sich Gräber von einstigen Kriegsopfern befinden, wie beispielweise Bombentote in Folge alliierter Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Ein weiterer bekannterer Ort den wir in Augenschein nahmen und an dem wir alle sicherlich schon vorbeiliefen, ist die Galerie am Schlossberg, die durch eine Steintafel an der Wand an die während der Reichspogromnacht durch die Nationalsozialisten geschändete und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Synagoge erinnert.

Das Ziel der GeWi-Klasse ist nun, mithilfe des Schlossmuseums und der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Informationen zu den Kriegsgräbern und verschiedenen Denkmälern zu sammeln sowie zugänglicher und sichtbarer für die Öffentlichkeit zu gestalten. So ist es außerdem unsere Aufgabe, diese wertvollen Erinnerungsorte das nächste Jahr zu pflegen. 

So lange dieses Projekt weitergeführt wird, werden aktiv Beiträge erscheinen, um den Stand dieser Kooperation – zwischen Schollanern, unserem Schlossmuseum und der Kriegsgräberfürsorge – zu updaten sowie weiterhin auf die Geschichte aufmerksam zu machen und unser gewonnenes Wissen weiterzugeben.

Aliza Mahmood