„Nie wieder ist jetzt“ – dafür standen die 400 Bürgerinnen und Bürger am Samstag, dem 03.02.2024. Sie demonstrierten auf dem Sondershäuser Marktplatz gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie. Jeder dieser Menschen setzte sich an diesem Tag für seine persönliche Freiheit und die der anderen ein. Als Schülersprecherin unseres Gymnasiums hatte ich die Ehre, an dieser Veranstaltung teilzunehmen und einige Worte an die Besucher zu richten.
Die Bewegung der Demonstranten setzte ein Zeichen für uns alle: Ein Zeichen der Freiheit für die, die nicht frei sein können. Ein Zeichen der Gleichheit für die, die Benachteiligung erfahren. Und vor allem ein Zeichen der Freiheit, die jedem Menschen in unserer Republik zusteht.
Trotz der schlechten Wetterbedingungen schmückten bunte Flaggen und Regenschirme den Marktplatz. Man sah Kinder, die beschriftete Schilder hielten und Erwachsene, die aufmerksam den Worten der Redner und Rednerinnen lauschten. Darunter befand sich unter anderem unsere Landrätin, Frau Antje Hochwind-Schneider, aber auch ich. Aus verschiedenen Perspektiven erklärten die RednerInnen ihre persönliche Bedeutung der Demokratie.
Aus der Sicht einer jungen Erwachsenen sprach ich stellvertretend für alle Jugendlichen, die sich eine von Frieden geprägte Zukunft für sich und ihre Familie wünschen – für eine Gesellschaft, in der sich keiner auf Grund seiner Abstammung oder Identität benachteiligt fühlen muss. (Meine Rede ist für Interessierte am Ende des Artikels zu finden.)
An dieser Stelle möchte ich mich sehr für die Organisation der Demonstration bedanken, insbesondere geht dieser Dank an Andreas Blume-Strotzer und Jörg Esser, welche diese Veranstaltung ins Leben riefen. Doch vor allem möchte ich mein Lob allen Menschen aussprechen, die sich dazu entschieden, an diesem Tag auf die Straße zu gehen und sich für die Werte unserer Gesellschaft einsetzten. Das Lob geht ebenso an die Jugendlichen, die sich für eine Zukunft aussprachen, in der Freiheit und Gleichberechtigung – nicht nur die unserer Generation, sondern auch aller folgenden – an erster Stelle stehen.
Kinza Mahmood
Meine Rede zum Nachlesen:
Seit einigen Wochen finden tausende Menschen in ganz Deutschland zusammen, wie auch wir uns heute versammelt haben, um sich die Basis unseres freiheitlichen Zusammenlebens erneut bewusst zu machen: die Bedeutung unserer Demokratie. Das Prinzip, das die Grundpfeiler unserer Gesellschaft durchdringt und unsere Identität prägt. Das Grundprinzip, an dem wir festhalten, weil es nicht nur unser aller Gegenwart bestimmt, sondern auch unsere Zukunft. Ganz besonders die Zukunft meiner Genration.
Noch nie standen uns Jugendlichen so viele Türen offen wie heute. Wir können uns fortbilden und unsere Persönlichkeit entfalten. Uns begegnet von vielen Seiten her Toleranz, um sein zu können, wer wir sein möchten. Noch nie konnten wir im geschichtlichen Verlauf unserer Republik so viele Erfolge erzielen wie heute. Meine Generation, Ihre Kinder und Enkelkinder, dürfen Meinungsfreiheit und Frieden erleben, ohne dabei die Angst vor politischer Verfolgung oder Unterdrückung verspüren zu müssen und das sollten wir genau so beibehalten. Denn ich darf selbstständig entscheiden, ob es für mich das Studium oder die Ausbildung sein wird. Oder doch lieber ein Auslandsjahr in Amerika, vielleicht auch Australien? Ich habe die Möglichkeit, mir diese Fragen zu stellen. Einige unter uns hatten diese Chance nicht. Nicht, weil sie nicht wollten. Schlicht, weil sie nicht durften.
Die jungen Menschen, die heute unter uns sind, verfügen genau über dieses besondere Privileg. Ein Privileg, welches sich unsere Großeltern und Eltern mühsam jahrzehntelang erkämpfen mussten, damit wir, die Enkelkinder und Kinder, im Jahr 2024 ausleben dürfen, wofür unser Herz brennt und hinter dem wir stehen, völlig unabhängig davon, welchem Geschlecht wir uns angehörig fühlen oder welchen Wurzeln wir entstammen. Niemand soll in diesem Deutschland Krieg oder Zwang fürchten müssen, auch keine Beraubung unseres Friedens oder unserer Menschenrechte. Kein Mensch sollte auf Grund seiner Religion oder Identität benachteiligt werden. Ich spreche nicht nur für die junge Generation, wenn ich sage, dass genau das Demokratie ausmacht. Gleichheit, Frieden und vor allem Freiheit. Ja, diese Werte wünschen wir uns für unsere Zukunft.
Dabei stellt sich mir nur eine einzige Frage: Aus welchem gerechtfertigten Grund sollten wir nicht das wahren, worauf unsere Existenz aufbaut? Die Wahrheit ist, es gibt keine gerechtfertigte Begründung dafür. Unsere Demokratie ist gefährdet – dieser Tatsache sind sich auch die Jugendlichen meines Gymnasiums bewusst. Das Grundgerüst, an dem wir festhalten, befindet sich ständig in einem Wandel. Vor allem wir jungen Menschen spüren diese Wandel. Wir sind uns aber auch der Tatsache bewusst, dass wir aus der Geschichte, von unseren Eltern und Großeltern, lernen können und müssen: Das funktioniert nur, wenn wir zusammenhalten und uns unterstützen. Wir, die Jugendlichen, können zwar nicht den Anfang ändern, doch es liegt in unseren Händen, das Ende zu formen.
Jeder einzelne Bürger, der sich heute dazu entschieden hat, auf die Straße zu gehen, bekennt sich zu den Werten der Demokratie, der Humanität und seinem Recht auf Freiheit. Auch ich spreche heute nicht für nur mich, sondern für alle Jugendlichen, die bereit sind, für ihre Zukunft und die zukünftiger Generationen zu kämpfen. Es ist unsere Verantwortung, die Demokratie zu schützen, wofür Genrationen vor uns gekämpft haben und heute noch kämpfen.
Wir sind Demokratie. Wir sind Zukunft. Denn nie wieder ist jetzt.