Sehr aufmerksame Leserinnen und Leser unserer Schülerzeitung haben vielleicht schon festgestellt, dass in unserer Rubrik Interviews/Portraits der Name einer Lehrerin fehlt, obwohl sie schon einige Jahre an unserer Schule unterrichtet. Die Rede ist von Frau Kestler, die seit mittlerweile drei Schuljahren in den Fächern Englisch und Sport die Klassenräume und Sporthallen unsicher macht. Also traf ich, Cedric Penndorf, mich am Dienstag, dem 28. Oktober 2025, nach dem Unterricht mit ihr und bei einem Stück Kuchen erzählte sie mir einiges über ihre eigene Schulzeit und ihre bisherige Zeit im Lehrerberuf.
Was viele nicht wissen: Frau Kestler hatte selbst acht Jahre an unserer Schule die Schulbank gedrückt, bevor sie 2005 mit dem Abi in der Hand in die weite Welt startete. Bei ihrer Rückkehr kannte sie daher nicht nur vieles noch, sie wusste auch, wie die Realität der Schülerinnen und Schüler am Scholl aussieht.
Lehrerin geworden sei sie anfangs eigentlich aus den “falschen“ Gründen. In ihrer Schulzeit war sie der Überzeugung, dass das Lehren und Unterrichten doch nicht so schwer sein könne. “Ich mach’s besser!“ – das war ihre erste Motivation, das Lehramtsstudium anzutreten. Seit dem Studium sieht sie es ein wenig anders: Es mache ihr einfach Spaß und es sei toll, die Schülerinnen und Schüler wachsen und lernen zu sehen. Das mache den Lehrerberuf für Frau Kestler so besonders. Man lernt die Schüler und Schülerinnen kennen und kann ihnen dabei helfen, über sich hinauszuwachsen.
Am Lehrersein gefalle ihr besonders, dass es jeden Tag neue Herausforderungen gibt. “Kein Tag ist wie der andere und man erlebt jeden Tag etwas Neues“, erzählte sie mir begeistert. „Und natürlich sind auch die Ferien echt klasse”, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Nur das Korrigieren sei etwas, was sie nicht so gerne mache.
Aber dennoch gebe es schon einiges, was sie gerne verbessern würde. Sie ist für eine wirkliche Digitalisierung in Schulen. “Klar, es ist in den letzten Jahren schon einiges passiert, aber uns fehlt der Mut, es einmal richtig zu machen, nicht immer nur so halb. Wir müssen Mut haben, die Digitalisierung einmal komplett durchzuziehen, sonst sitzt in zehn Jahren immer noch nur die Hälfte mit einem vernünftigen Tablet da und enorm viele Möglichkeiten bleiben ungenutzt. Außerdem können wir ohne vernünftige Digitalisierung die Schüler und Schülerinnen nicht auf die digitale Welt vorbereiten, was aber im digitalen Zeitalter wichtiger ist, als das Auswendiglernen von Vokabeln”, sagte sie mir im Gespräch.
Dennoch sei das Lehrersein für sie genau so wie erwartet, wenn auch etwas fremdbestimmt durch Lehr-, Stunden- und Vertretungspläne. „Gerade spontane Vertretungen machen es kompliziert, zu planen – auch mit der Familie zu Hause.“
Bezüglich ihrer Schulzeit am Scholl hatte ich Frau Kestler noch ein wenig weiter ausgefragt, denn schließlich wollen wir doch wissen, wie es am Scholl vor zwanzig Jahren ausgesehen hat. Überraschung: Es habe sich wenig geändert. Frau Kestler hatte eine sehr schöne Schulzeit, da sie – auch wegen eines kleinen Geschwistervorteils durch ihren großen Bruder – gut mit den meisten Lehrern zurechtkam und selten Schwierigkeiten hatte, dem Unterricht zu folgen. Dennoch sei sie nicht immer mit den Lehrkräften einverstanden gewesen. “In meinem Zeugnis stand immer, ich hätte einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Ich habe häufiger mit Lehrkräften diskutiert, da ich ihre Entscheidungen als nicht ganz so gerecht empfand. Deshalb waren meine Eltern auch einige Male zum Elterngespräch eingeladen.”
Meine letzte Frage, wo sie sich in fünf Jahren sehe, beantwortete Frau Kestler mit einem Lächeln. “Hoffentlich immer noch hier“, entgegnete sie. „Ich werde älter sein und meine Kinder auch. Vielleicht werde ich ein klein wenig mehr Zeit haben, aber vor allem sehe ich mich weiterhin umringt von vielen netten Schülern und Schülerinnen. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere Raum bis dahin einen neuen Anstrich bekommen. Aber auf jeden Fall wünsche ich mir, dass die Schüler und Schülerinnen auch in fünf Jahren noch so lieb, freundlich und offen sind. Dann freue ich mich auch weiter, mit ihnen zusammen lernen zu können.”
Mit diesen abschließenden Worten war der Kuchen aufgegessen und ich verabschiedete mich in den Nachmittag. Ich bedanke mich noch einmal offiziell und im Namen der Scholltimes-Redaktion bei Frau Kestler für dieses tolle Interview. Wir hoffen, dass sich die Schülerinnen und Schüler auch in Zukunft bei Ihnen so wohl fühlen, wie Sie es sich erhoffen.
Cedric Penndorf
