Grenzen sind nicht sichtbar für jeden, denn jeder hat seine persönlichen, wie zum Beispiel Ängste. Und obwohl alle ihre eigenen Grenzen setzen dürfen, gibt es auch weitere in unserer Gesellschaft, die niemand wirklich festlegt, sondern natürlich aufkommen.
Genau dieses Phänomen erlebt man auch zwischen zwei verschiedenen und vor allem neuen Persönlichkeiten, die sich bisher nicht kennen. Von Natur aus geht der Mensch neuen Erfahrungen lieber aus dem Weg, um mögliche Schwierigkeiten oder ein Unwohlsein zu vermeiden, anstatt diesen mit Offenheit entgegenzutreten – das führt zur Ausgrenzung bestimmter Mitmenschen.
Genau deshalb entschied ich mich dafür, Diana Nosko aus meiner Klasse (9b) zu interviewen — eine von vielen, die letztes Jahr an unserer Gymnasium kamen und nicht nur „Fremdsein“ als Barriere empfanden, sondern auch weitere Dinge, wie zum Beispiel die Sprache oder Kultur.
A: Hallo, Diana. Sag mir doch zuerst, wo und wie schnell du Anschluss gefunden hast?
D: Also erstmal war es ganz schwierig, Anschluss zu finden, weil meine deutschen Sprachkenntnisse sehr schlecht waren. Ich habe diese Sprache (vorher) in meinem Leben nicht gesprochen. Aber bei dem Schulstoff war es ziemlich einfach sich zurechtzufinden.
A: Und woher kommen deine Freunde?
D: Also ich habe vielleicht nur wenige Freunde, das sind meine Mitschüler aus meiner Klasse und sie sind auch Ukrainer. Und ich habe noch zwei andere Freundinnen aus der Zehnten und sie sind auch Ukrainer.
A: Als du das erste Mal in unsere Klasse gekommen bist, hat dich da jemand angesprochen?
D: Also sprechen wir davon, als ich das erste Mal hier war? Niemand ist zu mir angekommen.
A: Und deine Partnerwahl bei Gruppenarbeiten, sind das immer wieder die gleichen Leute oder wechselt das?
D: Manchmal sehe ich, dass meine Partner gleich sind, oft Ukrainer.
A: Und dann in der Hofpause, bist du da auch eher bei den Ukrainern?
D: Ja, ich bleibe bei den Ukrainern, weil ich nicht weiß, wohin ich sonst gehen soll.
A: Würdest du sagen, wenn du in einer Gruppenarbeit lernst, dass deutsche Schüler lieber einen anderen deutschen Schüler in der Gruppe haben würden?
D: Für mich ist es egal, aber für die deutschen Schüler vielleicht; könnten sie entscheiden, hätten sie lieber einen anderen deutschen Schüler in der Gruppenarbeit.
A: Und fühlst du dich genauso wohl bei deutschen Schülern wie bei ukrainischen? Also wenn ich dir jetzt zwei Räume gebe, einer ist voll mit Leuten, die auch aus der Ukraine kommen, der andere voll mit Leuten aus Deutschland, wo würdest du eher hingehen?
D: Vielleicht wäre es für mich besser, wenn ich in das Zimmer der deutschen Schüler gehe, denn da sehe ich eine vielleicht bessere Zukunft, wohler würde ich mich aber in dem ukrainischen Raum fühlen.
A: Und wenn jemand dann bemerkt, dass du aus der Ukraine kommst, findest du, dass sie sich dann vielleicht anders verhalten?
D: Ja, manche Menschen verhalten sich diskreter und vielleicht distanzieren sie sich, sodass sie mich sofort von einer möglichen Bekanntschaft ausschließen. Aber andere versuchen langsamer und deutlicher zu sprechen, so dass ich sie verstehen kann.
A: Glaubst du, sie haben dadurch mehr oder weniger Interesse dich kennenzulernen?
D: Vielleicht weniger, weil ich noch mehr mein Deutsch üben muss.
A: Und, was denkst du, ist die generelle Haltung gegenüber Ukrainern?
D: Also am meisten habe ich in meinen Gedanken, dass die Meinung von der Ukraine schlechter ist, weil wir hier mit Bürgergeld sitzen und nicht arbeiten. Meine jüngere Generation möchte gerne hier arbeiten, aber sie können nicht, weil sie keinen Abschluss haben. Gemessen an unserer Bürokratie und unserem Arbeitsplan sind wir meist recht fleißige Menschen.
A: Vielen Dank für deine Offenheit!
Das Fazit für mich ist, dass uns Ausgrenzungen, wie meine Mitschülerin sie beschreibt, manchmal gar nicht bewusst sind – auch mir waren sie es vor diesem Interview nicht. Nicht mal Diana hat vor diesem Interview direkt über diese Problematik nachgedacht, obwohl sie sich in einer solchen Situation befindet.
Jedoch betrifft dies nicht nur Diana, denn wenn man genau überlegt, fällt bestimmt jedem eine ehemalige oder sogar aktuelle Situation ein, in der er ausgegrenzt wurde oder andere ausgegrenzt hat, ob unterbewusst oder nicht. Während das für uns vielleicht nur Erinnerungen sind, ist es der Alltag vieler Menschen, wie zum Beispiel von Diana Nosko.
Aus diesem Grund wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir Ausgrenzung nicht zu einer Norm in unserer Gesellschaft machen.
Lasst uns stattdessen miteinander kommunizieren und auf die Gefühle/Gedanken unserer Mitmenschen achten!
Lasst uns offener und aufmerksamer sein!
Lasst uns „Haltung zeigen!“
Aliza Mahmood