Liebe/r Leser/innen,
wir, als Schülerzeitung, möchten „HALTUNG ZEIGEN!“
Dies wollen wir mit der folgenden Erzählung umsetzen, welche als Denkanstoß dienen soll und das Thema „Diskriminierung“ umfasst.
Hier nochmal eine kurze Definition:
„Eine Diskriminierung im rechtlichen Sinne ist jede ungerechtfertigte Ungleichbehandlung aufgrund von `Rasse´, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung.“ (Quelle: https://www.integrationsbeauftragte.de, Stand/Zugriff: 21.11.2024, 20:26 Uhr)
Mit dieser Geschichte möchten wir – trotz ihrer Fiktionalität – deutlich machen, wie sich Diskriminierung auf die Psyche eines Menschen auswirken kann!
Montag, der vierte November 2024.
Der Wecker klingelt, meine Gedanken zerstören mich und ich will einfach nur liegen bleiben.
Wieder ein Tag, an dem ich in die Schule muss; wieder ein Tag, gefüllt mit Blicken, Beschimpfungen und körperlichen Angriffen und wieder ein Tag voller Einsamkeit.
Ich gehe ins Bad und mache mich fertig für den Schultag. Im Spiegel sehe ich, meiner Meinung nach, ein hübsches Mädchen, mit langen, braunen, gelockten Haaren. Mit einem wunderschönem Lächeln und Augen so türkis wie der Ozean. Doch warum sehen die anderen nur meine Hautfarbe? Bin ich weniger wert als sie?
Schon bevor ich überhaupt auf dem Weg in die Schule bin, beschäftige ich mich mit solchen Fragen, weil ich genau weiß, dass es heute wieder Vorfälle geben wird.
Im Bus setze ich mich neben eine ältere Dame. Als sie mich sieht, legt sie ihre Handtasche auf die andere Seite ihres Sitzes und schaut mich vorwurfsvoll an. Hat sie Angst, dass ich, weil ich eine andere Hauptfarbe habe, ihre Tasche klauen will? Denkt sie wirklich, ich würde so etwas tun?
Als ich an der Schule aussteige, wünsche ich ihr einen schönen Tag. – Keine Antwort.
Es demütigt mich, ich erlebe es schon auf dem Weg in die Schule.
Ich betrete das Schulgelände und die Blicke der anderen durchlöchern mich.
Ich versuche die anderen Schüler auszublenden und gehe zu meiner Freundin.
Sie begrüßt mich herzlich mit einer Umarmung. Der erste Moment heute, an dem ich mich wohl und sicher fühle.
Doch das schöne Gefühl verfliegt sofort wieder. – „Bah, so eine würde ich aber nicht in den Arm nehmen.“ Sprüche, die sich nun auch meine Freundin anhören muss.
Wie froh ich bin, sie zu haben, kann ich kaum in Worte fassen. Sie gibt mir Halt und steht einfach immer zu mir.
Nun gehen wir ins Klassenzimmer, ein gewohntes Umfeld für mich, doch wenn ich in diese Gesichter blicke, kann ich keine einzige Beleidigung ausblenden, welche mir von den Personen schonmal gesagt wurde. Naja, ich setze mich hin und packe meine Schulsachen aus. Der Unterricht beginnt.
Erste Stunde Deutsch mit unserer Klassenlehrerin, welche ich sehr mag, da sie mich immer unterstützt, wenn ich ihre Hilfe benötige. Zum Beispiel hat sie schon viele Workshops zum Thema „Diskriminierung“ mit uns durchgeführt, weil sie weiß, dass dies ein großes Thema in unserer Klasse ist.
Heute kündigt sie ein Fußballturnier an und bittet, dass sich alle freiwilligen Teilnehmer und Teilnehmerinnen melden sollen. Natürlich mache ich das! – Fußball ist mein Hobby, wenn ich Fußball spiele kann ich einfach alles um mich herum vergessen und die Sorgen verschwinden sofort.
Es war deutlich. Wieder bin ich das einzige Mädchen, das sich meldet. Ich werde von allen angestarrt, als wäre ich außerirdisch.
Ist es denn so schlimm, dass es auch Mädchen gibt, welche Spaß an solchen Sportarten haben? Ich verstehe diese Welt wirklich nicht mehr. Der Schultag ist vorbei und ich bin froh, weil ich endlich nach Hause darf und einfach nur „Ich“ sein kann. Doch da trifft es mich wieder.
Ein Junge aus meiner Schule läuft an mir vorbei und sagt: „Na du, gehst´ jetzt wieder ins Asylantenheim, oder was?“ „Ja, in ein sicheres Haus, wo ich alle kenne und niemand Vorurteile aufgrund meiner Herkunft hat!“, sage ich selbstbewusst. Er lacht mich aus und läuft weiter.
Klar, habe ich jetzt unsensibel und selbstbewusst geantwortet, doch innerlich weine ich. Ich weine, weil ich wieder die Erinnerungen habe, Erinnerungen an meinen Weg hierher, Erinnerungen an den Weg ohne meine Familie und an den Weg, auf welchem fünf Menschen gestorben sind, welche zusammen mit mir auf das Boot stiegen. Ich überlege, wie es wohl meinen Eltern geht und was sie gerade machen.
Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich fast meinen Bus verpasse.
Als ich zu Hause ankomme, hat mir meine Betreuerin schon Mitttag gekocht und ich freue mich, dass sie da ist.
Sie hilft mir, die Sprache zu lernen und übernimmt sozusagen die Rolle meiner Mutter.
Der Tag in meiner Unterkunft vergeht wie im Flug, da ich mich wohlfühle und weiß, dass alle Jugendlichen, die zusammen mit mir hier sind, dasselbe erlebt haben wie ich.
Abends liege ich im Bett und merke, dass dieser Tag heute wieder sehr schlimm für mich war und es beginnt schon die Angst vor morgen.
Weitere Worte an die Leser/innen:
Indem wir uns für Bildung, Sensibilisierung und den Abbau von Vorurteilen einsetzen, können wir die Wurzeln der Diskriminierung bekämpfen. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und aktiv gegen Rassismus vorgehen.
Es liegt an uns allen, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Hautfarbe/ seinem Geschlecht respektiert und gleich behandelt wird.
Mia Abicht
“Wir sind alle unterschiedlich. Und das ist unsere größte Gemeinsamkeit.” – ein Zitat, das ich mir tatsächlich selbst überlegt habe