Wie Grenzen unser Leben bestimmen können – Ein Bericht über die Auszeichnungsveranstaltung im Rahmen des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten

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Am Donnerstag, dem 4. September 2025, räumten Absolventen und Absolventinnen des diesjährigen Abiturjahrgangs drei Förderpreise beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ab. Die Landespreisverleihung fand im historischen Festsaal des Erfurter Rathauses statt, der, gesäumt von preußischen Herzögen und Königen, auf riesigen Wandgemälden wichtige Etappen der Erfurter Geschichte präsentiert. Hier wurden im Rahmen einer feierlichen Zeugnisübergabe die jeweiligen acht Beiträge der Landessieger und Förderpreise sowie die landesbeste Schule und der beste Gruppenbeitrag ausgezeichnet.

Das Programm wurde mit einem Gespräch zwischen dem Ministerpräsidenten Prof. Dr. Mario Voigt, dem Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, Andreas Horn, und Eva Nemela, Vorstand der Körber-Stiftung, eröffnet. Um das Wettbewerbsthema „Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“ wieder aufzugreifen, ließ man verschiedene Themen aus der historischen Forschung der jungen Teilnehmerschaft Revue passieren. Anschließend übergaben Mario Voigt und Eva Nemela die Urkunden an die Preisträger und Preisträgerinnen. Musikalisch untermalt wurde das Event von der Punk-Band „Raccoonz“, mit den Liedern „Where Is My Mind“ und „Denkmal“.

Herrn Brauer ist es zu verdanken, dass der Kurs im vergangenen Jahr mit eigenen Beiträgen am Wettbewerb teilnahm. Sein außergewöhnliches Engagement wirkte ansteckend: Aus der anfänglichen Pflicht entwickelte sich ein lebendiges Forschungsinteresse, das schließlich in der dreifachen Auszeichnung des Kurses resultierte.

Aus unserer Schule reichten Emil Schrödter und Novalie Berninger den Beitrag „Zahlen der Ausreiseanträge und Rücknahme von Ausreiseanträgen aus der DDR in den Landkreisen Sondershausen und Artern“ ein. Sie analysierten in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv Ausreiseanträge aus den Jahren 1970 bis 1990 für die ehemaligen Landkreise und führten in diesem Zusammenhang ein Experteninterview mit dem Historiker und Leiter des Kreisarchives Daniel Manthey. Ihre Ergebnisse präsentierten sie in Form von anschaulichen Diagrammen und kurzen schriftlichen Erklärungen auf einer eigens erstellten Website. Dementsprechend wurden die beiden bei ihrer Laudatio für ihre klassische, aber zugleich auch wichtige Archivarbeit gelobt.


Die Gruppe von Leni Abicht, Annalena Kindervater und Tony Pilz erzielte einen Förderpreis mit dem Beitrag „Die Greußener Jungs – Grenzen der Justiz in der sowjetisch besetzten Zone“. In einem kurzen Dokumentarfilm im Stil von Mister Wissen2Go erzählten sie die Geschichte von 38 männlichen Jugendlichen, denen kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vorgeworfen wurde, der militärischen NS-Untergrundbewegung „Werwölfe“ anzugehören. Zu Unrecht denunziert und verhaftet wurden sie durch ein sowjetisches Militärtribunal zu Tode und langen Zuchthausstrafen verurteilt. Mit ihrem Beitrag machten Leni, Annalena und Tony deutlich, wie wenig rechtsstaatliche Prinzipien in der sowjetischen Besatzungszone und der ihr nachfolgenden DDR bedeuteten.


Serena Habibajs Beitrag „Die überschrittenen Grenzen der muslimischen Tschamen seit der Errichtung Albaniens 1912“ überzeugte ebenfalls die Jury. Mit der Unterstützung ihres Vaters gab sie einen Einblick in den uns völlig unbekannten Genozid an der Volksgemeinschaft der Tschamen und zugleich in ihre darin verwobene Familiengeschichte. Ihr Fazit lautete, dass die militärische Umsetzung nationalistischer Gesinnungen zu einem Kreislauf von Hass und Ungerechtigkeit führt. Die Jury lobte ihre wissenschaftliche Arbeitsweise, die in der Verwendung von zahlreichen englischen und albanischen Quellen deutlich wurde. 

Weiteren vielversprechenden Beiträgen aus der neunten und zehnten Klasse war eine Prämierung leider nicht vergönnt. Das lag auch daran, dass sich die Zahl der thüringenweiten Beiträge im Vergleich zur vorherigen Wettbewerbsrunde von 34 auf 69 verdoppelte. Mit drei Förderpreisen waren wir dennoch rein quantitativ die am häufigsten prämierte Schule der Veranstaltung. Zur Auszeichnung als landebeste Schule Thüringens reichte dies leider nicht. Hier gewann das Friedrichgymnasium Altenburg, das zwei Landessiege und damit eine höhere Gesamtwertung erzielen konnte.


Wir bedanken uns bei der Körber Stiftung für die Förderpreise und für die Wahrnehmung unserer Beiträge. Als sozial engagierte Alumni fühlen wir uns bei unserer Arbeit gesehen und geschätzt. Grenzen definieren das gesellschaftliche Miteinander; deren Veränderung kann, wie die Geschichte bereits gezeigt hat, die Realität vieler Menschen entscheidend prägen oder Unschuldigen das Leben kosten. Als die neuere Generation appellieren wir an das Anerkennen und Respektieren bereits vorhandener Grenzen, denn wir können aus den fatalen Fehlern der Vergangenheit lernen.

Alle prämierten Beiträge: https://koerberstiftung.de/site/assets/files/29758/2025_thueringen_preisbeitraege.pdf

Serena Habibaj

(Fotos: Claudia Höhne)

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